Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Green Brands Deutschland 2013

GREEN BRANDS 10 Christine Ax: Herr Dr. Winter, Sie haben Mitte der 80er Jah- re das erste Buch über ein umweltbewusstes Management- System herausgegeben und engagieren sich seit Jahrzehnten für die Umsetzung der Nachhaltigkeit in Unternehmen und der Gesellschaft.Wo stehen wir Ihrer Ansicht nach heute? Dr. Georg Winter: Zu Beginn will ich ein teuflisches Spiel mit Ihnen treiben. Ich tue dies, damit wir unsere Ausgangslage besser verstehen. Lassen Sie sich von den teils drastischen Formulierungen nicht abschrecken. Ich spitze zu, wenn es der Wahrheitsfindung dient. Ax: Ok. Ich spiele mit. Stellen Sie sich vor, sie sind Regierungsvertreter, Parlamen- tarier, Richter, Verwaltungsbeamter, Konzernvorstand, Ein- zelunternehmer, Gewerkschafter, Erzieher, Lehrer an allge- meinbildenden Schulen und Hochschulen oder Vertreter der Medien. Und stellen Sie sich bitte auch vor,sie sind entschlos- sen, unsere Gesellschaft radikal zu kommerzialisieren. Außer- dem bekommen Sie den Auftrag, eine umfassende Strategie für diese rücksichtslose Kommerzialisierung zu entwickeln. Wissen Sie, welche fünf strategischen Zielvorgaben samt tak- tischen Maßnahmen ich Ihnen empfehlen würde? Ax: Nein. Meine erste strategische Zielvorgabe würde lauten: Nehmen sie den Menschen ihre emotionalen und geistigen Wurzeln. Denn diese sind die wichtigste Quelle jeden Widerstandes gegen eine vollständige Kommerzialisierung aller Lebensbe- reiche und Gefühle. Zerstören Sie die seelischen Bindungen an das, was Halt gibt: an den Glauben, die Heimat und die Familie. Leugnen Sie Gott und relativieren sie die Botschaften der Bibel.Wirken Sie darauf hin,dass die Kirchen sich auf wat- teweiche, stromlinienförmige, nirgends aneckende, politisch superkorrekte Botschaften beschränken und dadurch ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Verleiden Sie den Menschen ihre Liebe zur Heimat und ihre Freude an der Schönheit der örtli- chen Natur. Schwächen Sie alle Bindungen an Traditionen,die Bereitschaft zur Nachbarschaftshilfe und diskreditieren Sie die Familie als Institution. Ax:Wenn ich Sie recht verstehe, soll ich dafür sorgen, dass es möglichst viele einsame und entwurzelte Menschen gibt,die ohne inneren Kompass sind? Richtig. Daran knüpft meine zweite strategische Zielvorgabe an. Nehmen Sie den Menschen jede Orientierung. Je orien- tierungsloser Menschen sind, desto weniger können sie Wer- bebotschaften widerstehen. Demontieren sie den Wegweiser ihres Herzens, der ihrem Fühlen, Denken und Handeln eine Richtung gibt.Entziehen Sie ihnen ihre Grundwerte,Maßstä- be und das Kritikvermögen. Relativieren Sie den Grundwert „Leben“, den Wert, Leben zu schaffen, Leben zu erhalten und Leben zu seinem höchstenWert zu entfalten.Wo das Leben an erster Stelle steht, droht der totalen Kommerzialisierung Un- gemach.Verunsichern Sie die Menschen, indem Sie ihnen de- ren Maßstäbe für Gut und Böse, Erlaubt und Unerlaubt,Wahr und Unwahr, Schön und Hässlich, Echt und Unecht, Natürlich und Künstlich entwenden. Ironisieren Sie derartige Gegen- satzpaare als antiquiert. Lassen Sie es einfach nicht zu, dass die Menschen Werbeaussagen und Zerstreuungsangebote an überlieferten Wertvorstellungen messen. Wertbasierte Kritikfähigkeit ist geschäftsschädigend.Sie muss – möglichst elegant und unbemerkt – im Keime erstickt werden. Ax: Aber was mache ich mit jenen, die erkennen, was mit ih- nen geschieht und die sich so etwas nicht gefallen lassen? Was mache ich mit jenen, die Widerstand leisten wollen? Hier gibt meine dritte strategische Zielvorgabe eine Antwort. Entsorgen Sie das charakterliche Rückgrat dieser Menschen. Am besten Sie fangen bereits in der frühen Kindheit damit an. Erschweren Sie es Eltern und Lehrern, die charakterliche Entwicklung der Kinder zu fördern. Bringen Sie allen Kindern möglichst früh bei, dass sie ihre „Schäfchen ins Trockene“ bringen müssen, dass der persönlichen Vorteil und die Kar- Lassen Sie uns Fünfkämpfer werden! Der Engel der Nachhaltigkeit im Kampf mit dem Teufel der Nicht-Nachhaltigkeit. Dr. Georg Winter improvisiert ein gleichlautendes Stück am Klavier.

Seitenübersicht